Interessenskonflikt bei Jobwechsel zwischen EU und Industrie:

Testbiotech und Corporate Europe Observatory legen Beschwerde bei EU-Ombudsmann und Kommission ein

Testbiotech hat heute eine offizielle Beschwerde beim EU-Ombudsmann gegen die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) eingereicht. Es geht um den Fall der ehemaligen EFSA-Mitarbeiterin Suzy Renckens, die innerhalb weniger Wochen von der Behörde zum Gentechnik-Konzern Syngenta wechselte. Renckens leitete bei der EFSA die Abteilung für die Prüfung gentechnisch veränderter Organismen. Ihr unmittelbarer Wechsel zur Industrie steht im Konflikt zur Unabhängigkeit der Behörde.

„Angesichts ihrer Bedeutung als oberste Lebensmittelbehörde ist es inakzeptabel, dass die EFSA keine Maßnahmen ergriffen hat, diesem Interessenskonflikt vorzubeugen“, sagt Christoph Then, Geschäftsführer von Testbiotech. „Die EFSA sollte Dr. Renckens wenigstens jetzt sofort jeglichen Versuch untersagen, auf die Entscheidungen der Behörde Einfluss zu nehmen. Dies ist möglich, weil die zweijährige Genehmigungsfrist innerhalb derer Mitarbeiter von Behörden eine Erlaubnis für ihre neue Tätigkeit benötigen, noch nicht vorbei ist.“
Testbiotech, Corporate Europe Observatory und haben sich heute diesbezüglich auch noch einmal an EU-Kommissionspräsident Barroso gewandt. Nach ihrer Ansicht muss die Kommission einschreiten und die EFSA auf ihre Pflichten hinzuweisen. Im Februar hatten die Organisationen bereits einmal an die EU-Kommission geschrieben. Diese antwortete, sie sei für die unabhängige Lebensmittelbehörde EFSA nicht verantwortlich.
„Die Kommission leugnet ihre Verantwortung für die Aktivitäten der Europäischen Lebensmittelbehörde“, sagt Nina Holland von Corporate Europe Observatory. „Der Fall Renckens enthüllt jedoch ein ganz grundsätzliches Problem: Der unangemessene Einfluss der Industrie nährt bestehende Zweifel an den Entscheidungen der EFSA im Bereich der Lebensmittelsicherheit.“
Nach den verfügbaren Informationen informierte Frau Renckens die EFSA von ihrer neuen Arbeitsstelle bei Syngenta 2008. Obwohl die EFSA befugt gewesen wäre, dagegen vorzugehen, akzepierte die Behörde den Wechsel ohne irgendwelche Auflagen. Erst nachdem Testbiotech im November 2009 den Fall aufdeckte und die Behörde kritisierte, erinnerte die EFSA Frau Renckens an ihre Geheimhaltungspflicht.

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