Gentechnik-Soja: Testbiotech wirft Firmen Manipulation der Risikoprüfung vor

EFSA legt Daten mit erheblicher Verzögerung vor
Donnerstag, 21. December 2017

Nach Analyse von Testbiotech gibt es deutliche Hinweise darauf, dass die Konzerne Dow und Bayer die Daten für die Risikoprüfung gentechnisch veränderter Soja manipuliert haben. Der Vorwurf basiert auf Daten, die von den Firmen im Rahmen der EU-Zulassungsprüfung vorgelegt wurden. Demnach setzte Dow bei Fütterungsversuchen mit Ratten eine spezielle Probe der Gentechnik-Soja ein, die mit wesentlich weniger Spitzmittel behandelt wurde, als es in der Praxis der Fall ist. Die Firma Bayer setzte beim Versuchsanbau ihrer Soja nur einen Bruchteil der tatsächlich üblichen Spitzmittelmengen ein. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hatte Testbiotech die entsprechenden Dokumente erst mit erheblicher Verzögerung zur Verfügung gestellt. Testbiotech verlangt einen Stopp der EU-Zulassung dieser Gentechnik-Soja.

Die gentechnisch veränderten Soja-Pflanzen der Firmen Bayer und Dow AgroSciences sind jeweils mit Resistenzen gegen drei verschiedene Herbizide ausgestattet, darunter auch Glyphosat. Bei Fütterungsversuchen mit Ratten verwendete Dow eine spezielle Ernte der Sojabohnen, bei deren Anbau jedoch nur zwei der drei relevanten Spritzmittel zum Einsatz kamen. Außerdem betrug die Dosierung der beim Anbau eingesetzten Herbizide weniger als die Hälfte der bei anderen Feldversuchen des Konzerns eingesetzten Menge. Die Firma Bayer setzte bei ihren Feldversuchen grundsätzlich nur etwa ein Drittel der Spritzmittelmengen ein, die normalerweise in der Praxis zum Einsatz kommen. Zudem führte Bayer keine Fütterungsversuche durch, um die gesundheitlichen Risiken zu prüfen.

„In den vorliegenden Dokumenten kann man das Muster einer gezielten Manipulation der Zulassungsverfahren erkennen. Das wirft den Verdacht auf, dass die Konzerne die Absicht haben, die tatsächlichen gesundheitlichen Auswirkungen des Verzehrs dieser Soja zu verschleiern. Denn um die Sojabohnen gewinnbringend vermarkten zu können, müssen sie als sicher deklariert werden“, so Christoph Then für Testbiotech. „Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hätte diese Daten nicht akzeptieren dürfen.“

Nach Ansicht der EU-Kommission sind die Risiken der Gentechnik-Pflanzen unabhängig von der Anwendung der Herbizide zu bewerten, gegen die sie resistent gemacht sind. Testbiotech weist diese Darstellung als unangemessen und irreführend zurück. Auch die Prüfvorschriften der EU schreiben vor, dass die Pflanzen für die Risikoprüfung mit den entsprechenden Herbiziden behandelt werden müssen. Werden diese Tests aber nicht unter realistischen Bedingungen durchgeführt, ist die Risikoprüfung wertlos.

Werden bei Versuchen wesentlich weniger Herbizide eingesetzt, als dies in der Praxis üblich ist, beeinflusst dies nicht nur die Menge der jeweiligen Rückstände. In Abhängigkeit von der Menge der Spritzmittel können sich auch die Inhaltsstoffe der Pflanzen verändern und so beispielsweise Allergien oder die Wirkung pflanzlicher Östrogene verstärkt werden. Diese Risiken wurden weder nach dem Gentechnikrecht noch nach dem Pestizidrecht geprüft. In einem Schreiben an Testbiotech hat die EU-Kommission aber bereits angekündigt, die Gentechnik-Soja dennoch zuzulassen .

Kontakt: 

Christoph Then, Tel 0151 54638040, info@testbiotech.org