Freihandel für „Gen-Monster“?

Was bringen Gentechnik-Industrie und geplanter Freihandel für Umwelt, Landwirte und Verbraucher?
Donnerstag, 23. January 2014
München/Berlin/Brüssel

Heute veröffentlicht Testbiotech einen Bericht über die zukünftige Entwicklung der Agro-Gentechnik und deren Umfeld. Die Studie gibt einen Überblick über gentechnisch veränderte (GV) Nahrungspflanzen, die zur Zulassung in der EU angemeldet sind. Zudem wird gezeigt, welche GV-Bäume und GV-Tiere in der Planung sind sowie welche neuen Methoden zur Manipulation des Erbgutes zur Anwendung kommen. Diskutiert werden auch die möglichen Auswirkungen des geplanten Freihandelsabkommens zwischen den USA und der EU auf die Zulassung neuer GV-Risikoorganismen. Der Bericht wurde im Auftrag von Martin Häusling, Mitglied der Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament, verfasst.

„Die aktuelle Entwicklung führt weg von den traditionellen Systemen der Landwirtschaft und der Züchtung hin zu Technologien, die störanfälliger, immer komplexer und mit immer mehr Unsicherheiten und Risiken verbunden sind. Gleichzeitig versucht die Industrie über das geplante neue Freihandelsabkommen mit den USA, die Zulassung derartiger Produkte in der EU zu erleichtern“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Es gibt gezielte Attacken, das Vorsorgeprinzip zu schwächen, das die einzig vernünftige Art und Weise ist, mit dieser Entwicklung umzugehen. Die EU wird massiv unter Druck gesetzt, die Standards für den Schutz von Umwelt und Verbrauchern weiter abzusenken.“

Bei den Zulassungsanträgen für GV-Pflanzen sind, wie bisher, die Eigenschaften Herbizidresistenz und Insektengiftproduktion vorherrschend. Diese Eigenschaften werden zunehmend in sogenannten Stacked Events, das heißt Kreuzungen gentechnisch veränderter Pflanzen, kombiniert. Spitzenreiter unter diesen Kreuzungen sind Pflanzen, die gegen vier Unkrautvernichtungsmittel gleichzeitig resistent sind und ein halbes Dutzend Insektengifte produzieren.

Einige der gentechnisch veränderten Bäume und Tiere, die in naher Zukunft in der Forst- oder Landwirtschaft genutzt werden sollen, haben ein besonders hohes Potenzial zur unkontrollierten Ausbreitung in der Umwelt. Dieses Risiko betrifft insbesondere die geplante Freisetzung gentechnisch veränderter Insekten, gilt aber auch für Baumarten wie Pappeln.

In den letzten Jahren wurden eine ganze Reihe neuer gentechnischer Methoden entwickelt, die einen radikalen Umbau des Genoms ermöglichen. Diese neuen Technologien, die hier als „Synthetic Genome Technologies“ zusammengefasst werden, sind zum Teil bereits in der kommerziellen Anwendung, ohne bislang von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Diese neuen technischen Möglichkeiten werfen nicht nur neue Risiken, sondern auch weitreichende ethische Fragen nach der Wahrung von genetischer Identität und Integrität auf.

Es ist zu erwarten, dass die Industrie in den nächsten Jahren eine große Anzahl dieser neuen, risikoreichen Produkte in der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion einführen will. Die Zulassungen könnten durch das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (Transatlantic Trade and Investment Partnership, TTIP) wesentlich beschleunigt werden. Der Bericht zeigt, wie in diesem Zusammenhang vonseiten der Befürworter der Agro-Gentechnik vorgegangen wird, um der Vermarktung der neuen Risikoprodukte den Weg zu bereiten. Dabei wird insbesondere das Vorsorgeprinzip attackiert, das die derzeitige Grundlage der Risikobewertung und Zulassung gentechnisch veränderter Organismen in der EU ist.

Kontakt: 

Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel: 015154638040

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