4. August 2023 / Anlässlich der Debatte um den Vorschlag der EU-Kommission hat Testbiotech eine Übersichtstabelle aus dem Jahr 2018 aktualisiert. Diese zeigt grundlegende Unterschiede zwischen ‚zufälligen‘ Mutationen und der Neuen Gentechnik. Seit der ersten Veröffentlichung sind diverse wissenschaftliche Publikationen erschienen, die die Grundaussagen der Tabelle bestätigen. Die Neuauflage führt trotzdem zu lebhaften Diskussionen, insbesondere in sozialen Medien. Der Grund: Die Inhalte der Tabelle betreffen die zentralen Punkte rund um die Regulierung von Pflanzen aus Neuer Gentechnik.
Hintergrund der Diskussion ist ein jüngst veröffentlichter Gesetzesvorschlag der EU-Kommission, nach dem viele Pflanzen aus Neuer Gentechnik (NGT) keine Risikoprüfung durchlaufen müssten, weil sie Pflanzen aus konventioneller Zucht gleichgestellt werden könnten. Damit kommt die Kommission den Interessen der Hersteller von NGT-Pflanzen entgegen, die das Saatgut möglichst rasch, d.h. innerhalb der Laufzeit der Patente (20 Jahre) vermarkten wollen. Zulassungsprozesse könnten hier zu Verzögerungen führen.
Die Tabelle und eine dazugehörige Grafik zeigen, dass der Vorschlag der Kommission auf falschen Annahmen beruht. Tatsächlich kann die Neue Gentechnik genetische Veränderungen bewirken, die weit über das hinausgehen, was aus konventioneller Zucht bekannt ist. Dafür müssen keine zusätzlichen Gene eingeführt werden.
Diese Sachverhalte sind u.a. durch viele Beispiele an Pflanzen aus Neuer Gentechnik belegt, wie Tomaten, Weizen, Ölsaaten und Reis. Von diesen Pflanzen ist bekannt, dass NGTs gerade deswegen eingesetzt wurden, weil die erwünschten Eigenschaften mit den Mitteln der konventionellen Zucht nicht erreicht werden konnten. Diese Pflanzen können deswegen auch nicht mit den Ergebnissen der konventionellen Zucht gleichgesetzt werden.
Dabei gibt es auch Risiken, die aus unbeabsichtigten genetischen Veränderungen resultieren. Zwar ist es möglich, mit der Genschere gezielt Veränderungen im Erbgut vorzunehmen, aber die Folgen dieses Eingriffs lassen sich nicht mit hinreichender Sicherheit vorhersagen oder kontrollieren. In jedem Fall ist also eine detaillierte Analyse und Risikobewertung notwendig, bevor die Sicherheit von NGT-Pflanzen beurteilt werden kann. Diese wissenschaftliche Notwendigkeit steht aber wirtschaftlichen Interessen entgegen und wird wohl vor allem deswegen heftig bestritten.
In diesem Zusammenhang sieht sich Testbiotech seit mehreren Jahren abstrusen Anfeindungen in den sozialen Medien ausgesetzt. In entsprechenden Netzwerken scheint u.a. die Biotech-Beratungsagentur Akampion eine Rolle zu spielen. Es entsteht der Eindruck, dass Akteure, die wohl auch im Auftrag Dritter tätig sind, eine Atmosphäre schaffen wollen, in der eine sachliche Diskussion über die Risiken der Neuen Gentechnik unmöglich wird. Der Verdacht des Astroturfing, also der (bezahlten) Inszenierung zivilgesellschaftlichen Engagements erscheint naheliegend. In jedem Fall gibt es ein erkennbares Interesse, die Arbeit von Testbiotech mit den immer gleichen, sachlich unbegründeten Vorwürfen, Unterstellungen und Verdrehungen in Frage zu stellen.
Testbiotech ist in Europa eine der wenigen Institutionen, die sich mit den Folgen des Einsatzes der Gentechnik wissenschaftlich auseinandersetzen, ohne an der Entwicklung gentechnisch veränderter Organismen beteiligt zu sein.
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Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040